Weinen oder der Umgang mit Tränen

Weinen ist etwas, was in unserer Gesellschaft nur schwer akzeptiert werden kann. Oft versuchen wir es zu vermeiden oder zu unterdrücken.

 

Doch warum ist das so?

Ist uns der Sportler, der nach dem Sieg vor Freude weint, etwa nicht sympathisch?


 

Viele von uns haben noch eine Erziehung genossen, in der weinen ein Zeichen von Schwäche war. Statt zu weinen wurden wir beruhigt oder abgelenkt. Haben wir dennoch geweint, waren die Umstehenden oft sprachlos, ohne diese Sprachlosigkeit benennen zu können. Wir durften in solchen Situationen aber manchmal auch die Erfahrung machen, dass Weinen etwas Befreiendes hatte, dass Weinen auch etwas gelöst hat, was uns vorher unlösbar erschien.

 

Kleine Kinder haben noch keinen ausreichenden Wortschatz, um zu erklären, wenn sie überfordert oder übermüdet sind. Sie erkennen oft nicht den richtigen Zeitpunkt, um aus einer anstrengenden Situation auszusteigen.

Auch Müdigkeit nehmen sie oft erst einmal nicht wahr. Müdigkeit und Anstrengung sind aber gerade bei ihnen häufig Auslöser für das Weinen. Lenken wir sie dann ab, überfordern wir sie weiter, anstatt ihnen die Chance zu geben, ihre Anspannung zu lösen.

Wir müssen nicht immer die perfekte Lösung parat haben, wenn jemand weint.
 Viel wichtiger ist es, Kindern Akzeptanz, Liebe und Präsenz zu zeigen. Es ist wichtig Halt zu geben, wenn dieser benötigt wird. Halt geben und aushalten ist in einer von Aktionismus geprägten Gesellschaft, die gerne schnelle Lösungen parat hat, nicht leicht. Doch es ist wichtig. Es ist wichtig, damit wir lernen, Krisen auch als Chancen zu begreifen und damit wir lernen, das Leben mit all seinen Facetten zu meistern.

 

Wir sollten darüber nachdenken, was wir unseren Kindern mitgeben möchten.
Die Illusion in einer heilen und stressfreien Welt zu leben, oder den gefestigten Glauben in die eigene innere Stärke. Den Glauben, Krisen meistern zu können und dabei ein Stück weiter zu sich selbst zu finden.


Krise und Wachstum sind in der chinesischen Sprache ein und dasselbe Wort.

 

Herzliche Grüße und viele inspirierende und entspannte Momente mit den Kindern,

Margit Holtschlag

 

 

© Margit Holtschlag 2020